Mitte September 2021
Von ihrer Quelle bei Aš in Nordböhmen fließt die Weiße Elster nach Norden durch das Vogtland, durch Gera und Leipzig, um bei Halle in die Saale zu münden. Aus Naturschutzgründen ist paddeln auf dem Oberlauf verboten. Dann erkunden wir das Flüsschen eben zu Fuß. Wenn man auf der Autobahn dort vorbei saust, erscheint die Gegend nicht allzu spektakulär, aber wie das bei vielen Flüssen ist, hat auch die Weiße Elster ihre eigene, interessante Tallandschaft geschaffen.
Nach einem Stadtrundgang in Plauen starten wir unsere erste Wanderung vom Campingplatz an der Talsperre Pöhl. Vom Aussichtsturm auf dem Eisenberg steigen wir hinunter zur Trieb, die in einem tief eingeschnittenen Tal zur Weißen Elster fließt. An der Mündung stehen wir unter der gewaltigen Elstertalbrücke, deren Backstein-Konstruktion auch 175 Jahre nach ihrer Einweihung überwältigend ist. Immerhin ist sie nach der Göltzschtalbrücke die zweitgrößte Ziegelsteinbrücke der Welt. Wir laufen das Elstertal weiter hinauf, an der Teufelskanzel vorbei und, nachdem wir uns im Selbstbedienungsrestaurant Lochbauer gestärkt haben, durch das Tal des Gunzengrabens wieder zurück zum Campingplatz. Schon mal eine schöne Runde zur Einstimmung.
Die nächste Tageswanderung führt uns von der Barthmühle bis nach Elsterberg. Erstaunlicherweise ist die Bahnstrecke im Tal der Weißen Elster noch in Betrieb und wird im Stundentakt durch die Vogtlandbahn bedient. Ansonsten haben Marktwirtschaft und Treuhand hier ganze Arbeit geleistet: ehemalige Ausflugsgaststätten schon lange zu, die Industrie (Wäscheunion, Wärmegerätewerk, Lederfabrik in Elsterberg) platt gemacht. An das Kunstseidenwerk, das nach Modernisierung 2009 trotz voller Auftragsbücher geschlossen wurde, erinnert noch der Name der Eisenbahn-Haltestelle, von der aus wir nach der Wanderung zurück fahren.
Das alles konnte aber der Natur nichts anhaben. Das Tal wechselt zwischen lieblicher Flussauenlandschaft und Felspassagen wie dem Steinicht. Der Fluss hat ordentliche Strömung, schließlich leitet sich der Name "Elster" vom Indogermanischen ab und bedeutet "fließen, strömen". Besonders im Steinicht gibt es leichtes Wildwasser, schade, dass man hier nicht paddeln darf. Durch das Tal führt keine Straße, aber ein guter Wanderweg, der allerdings nicht gerade überlaufen ist. Wir sind ganz einsam unterwegs. Die Laubmischwälder an den Hängen sehen vital aus, ganz anders als die Fichtenmonokulturen bei unserer Harzwanderung. Von dieser Seite her kann man diese Wanderung nur empfehlen, aber eigene Verpflegung muss in den Rucksack.
Unsere nächste Wanderetappe liegt nördlich von Greiz. Sie folgt in Teilen dem Elsterperlenweg, der mit seinen 67 km als Rundweg für uns definitiv zu lang für einen Tag ist. Unsere Tour geht von der Neumühle nach Wünschendorf, oder umgekehrt, je nach Wunsch. Mit der Vogtlandbahn können wir wieder zurück fahren. Der Rüßdorfer Alpenweg hat, obwohl geologisch über 300 Mio Jahre älter, tatsächlich ein bisschen etwas Alpines. Die geschlossene Clodramühle hat inzwischen einen neuen Betreiber gefunden. Im Märchenwald im Kamnitzgrund stehen niedliche, wasserbetriebene "Märchenspiele". Unterwegs schöne Ausblicke von oben ins Elstertal. Den kleinen Abstecher zur Teufelskanzel Wünschendorf kann man machen, muss man aber nicht. Insgesamt ist diese Wanderung (ca. 21 km) sehr abwechslungsreich und wir können sie nur wärmstens empfehlen.
Wir geben dem Tal der Weißen Elster als Wandergebiet und hoffen, dass die Gegend nicht für immer ein Geheimtipp bleibt. Ich vermute, dass wir eines Tages auch zum Paddeln auf der Weißen Elster wiederkommen werden. Für Fahrradfahrer gibt es den Elster-Radweg (ca. 240 km) von der Quelle bei Aš bis zur Mündung in die Saale.