Weihnachtsmärkte 2018

Eigentlich wollten wir ja nur mal in der Vor­weihnachts­zeit Eltern besuchen. Dann dachten wir, wir könnten ja auf dem Weg dorthin noch ein paar Weihnachts­märkte "mitnehmen" und am Ende wuchs sich das Ganze zu einem Weihnachts­markt-Marathon aus mit knapp 20 Weihnachts­märkten in 10 Städten in 8 Tagen: Nürnberg-Bamberg-Coburg-Gotha-Erfurt-Weimar-Leipzig-Dresden-Radeberg-Regensburg.

Wir über­nachteten in unserem VW-Bus, nur in Dresden in einer kleinen Ferien­wohnung. Diese musste vorher gebucht werden, außerdem sind im Dezember nur noch wenige Camping­plätze geöffnet. Zusätzlich wollten wir in Nürnberg und Dresden nicht am Wochen­ende sein. Um keine Zeit mit Parkplatz­suche zu vergeuden, wurden auch die Park­möglich­keiten vorher recherchiert (ich schreib die Parkplatz-Tipps hier mit einem P in Klammern). Und der genaue Plan ging auch super auf.

Vormittags in München losgefahren kamen wir staufrei nach Nürnberg (P Prinz­regenten­ufer). Über die Nürnberger Kinder­weihnacht liefen wir zum Christ­kindles­markt und zum Sonnen­untergang hinauf auf die Burg. Der Christ­kindles­markt hat eine sehr schöne Atmosphäre und es war nicht mal extrem voll. Besonders hat uns auch der Markt der Partner­städte am Rathaus­platz gefallen: viele inter­nationale Spezialitäten und selbst Israel und Palästina waren friedlich vereint. Wenn es doch nicht nur dort so wäre!

Wir übernachteten auf dem Inselcamping Bamberg, auf dem wir noch ein paar andere Camper antrafen. Der Platz liegt ein paar Kilometer südlich von Bamberg direkt am Regnitzufer. Per Bus fuhren wir vormittags in die Innenstadt, denn in Bamberg würden wir wohl nicht um ein gutes fränkisches Bier herumkommen. Das Wetter war inzwischen so nass und windig geworden, dass selbst wir uns ein trockenes Plätzchen suchten: Die Neue Residenz war eines der wenigen geöffneten Museen. Wir bekamen eine interessante und unterhaltsame Führung durch eine sehr gebildete Historikerin und konnten uns auch Restaurierungsarbeiten im Schloss von der Nähe ansehen. Die historische Altstadt ist zu Fuß schnell durchquert und auch der Weihnachtsmarkt war recht überschaubar. Als UNESCO-Weltkulturerbe ist Bamberg ziemlich überlaufen und auch abends hatten wir einige Mühe, ein Plätzchen in einem der traditionellen Wirtshäuser zu finden, um endlich mal wieder ein leckeres Schäuferla und ein paar Schlenkerla zu uns zu nehmen. Das traditionelle Nikolaus­schwimmen der Wasserwacht war noch eine kleine nette Zugabe. Gut gestärkt wanderten wir entlang der Regnitz wieder zurück.

Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Thüringen. Das kleine Städtchen Coburg liegt dabei ganz automatisch am Weg. Der Weihnachts­markt ist auch nicht riesig, dafür gibt es dort aber die weltbeste Bratwurst, wenn wir davon ausgehen, dass Deutschland das Bratwurst­land ist, die Meister der Bratwurst in Thüringen wohnen und ich als Thüringer neidlos anerkennen muss, dass die Coburger Bratwurst noch einen Tick besser ist als alle Bratwürste, die ich in Thüringen jemals gegessen habe. Die Coburger Bratwurst ist nicht nur hervorragend gewürzt, sie wird auch noch traditionell über Kiefern­zapfen gegrillt, was ihr herrliches Aroma nochmals unterstützt. So lohnt es sich, das ganze Jahr über in Coburg eine kurze Rast einzulegen (P Schützenstraße Anger).

Über den Thüringer Wald ging es weiter nach Gotha. Dort zieht sich der Weihnachtsmarkt durch die gesamte kleine Innenstadt vom Arnoldiplatz bis zum Hauptmarkt. Wir drehten erst noch eine Runde über die Orangerie zum Schloss Friedenstein. Von der Schlosstreppe hat man einen schönen Blick auf die Altstadt und den Marktplatz. Obwohl es ein verkaufs­offener Sonntag war, zeigten sich die Gothaer nicht als besonders wetterfest. Es war überhaupt nicht voll in der Stadt und auf den Märkten. Wenn es am Weg liegt, lohnt Gotha durchaus mal einen Besuch - nicht nur zur Weihnachtszeit.

Der nächste Campingplatz lag etwas außerhalb von Erfurt. Mit der Regional­bahn kann man einfach die Innenstadt erreichen. (Das Bahnticket gilt noch eine Stunde auch in Bus und Straßenbahn.) So fuhren wir noch am selben Abend zum Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz. Auf Erfurt hatten wir uns schon sehr gefreut. Die Weihnachts­stände ziehen sich vom Domplatz über den Wenigenmarkt hinter der Krämerbrücke bis zum Anger. Erfurt ist das ganze Jahr über sehenswert, aber zur Weihnachts­zeit schmückt es sich ganz besonders schön. Hinter dem Dom gab es einen kleinen romantischen Mittel­alter­weihnachts­markt. Unabhängig von der Weihnachtszeit sollte man die Eismanufaktur auf der Krämerbrücke nicht verpassen, wo es die verrücktesten Eiskreationen gibt, so z. B. Kloß-Eis und Rotkohl-Eis. Abgefahren! Erfurt war der erste Höhepunkt unserer Tour. Gerne immer wieder.

Von Erfurt ist es nach Weimar nur ein Katzensprung. Selbst Goethe und Schiller sind regelmäßig dort hin und her gekutscht. Damals war es in Weimar vermutlich einfacher zu parken. Heute weicht man besser auf den großen Parkplatz am Hermann-Brill-Platz aus, von dem das Stadtzentrum auch noch gut zu Fuß erreichbar ist. Der Weihnachts­markt zieht sich vom Nationaltheater durch die Fußgänger­passage bis zum Marktplatz. Auch hier war es durch das anspruchsvolle Wetter nicht besonders voll. Als Welt­kultur­erbe hat Weimar bestimmt schon genügend Touristen, deshalb müssen wir hier nicht noch zusätzlich werben.

Susi war erstaunt, als ich ihr zeigte, dass die Fahrt von Weimar nach Dresden über Leipzig gerade einmal 30 Minuten Umweg bedeutet. So war sie schnell einverstanden, Leipzig als zusätzliche kurze Station in unsere Reise einzubauen. Wir starteten unsere Innenstadtrunde am Altstadtring (P Grünewaldstraße). Zuerst zeigte ich Susi die sehenswerte Moritzbastei, an deren verwinkelte Gasträume ich mich noch aus meiner Studentenzeit gern erinnere. Dann ging es weiter zum Augustusplatz, dem großen Platz vor dem Gewandhaus. Neben dem Märchenwald für Kinder waren dort noch ein Südtiroler Markt und ein Finnisches Weihnachts­dorf aufgebaut. Der auf Holzbrettern gegrillte Lachs und der Beeren­glühwein Glögi fanden regen Zuspruch; in großen Koten brannten Lagerfeuer, an denen gemütlicher Schutz vor dem nassen Wetter zu finden war. Vom Augustus­platz zogen sich die Weihnachts­stände durch die gesamte Fußgänger­passage zum Naschmarkt (Mittelalter) und weiter zum Marktplatz vor dem Alten Rathaus. Aber auch die schönen Innenstadt­passagen waren besonders liebevoll geschmückt. Wie sagte schon der Dichterfürst: "Mein Leipzig lob ich mir..." Das nächste Mal lassen wir uns wieder mehr Zeit, um in Leipzig herum­zu­schnuppern. Diesmal ging es noch am gleichen Tag weiter nach Dresden.

Die Innenstadt Dresdens kann man zur Weihnachtszeit fast durchgängig auf Weihnachts­märkten durchqueren. Der Augustusmarkt zieht sich auf der Neustädter Seite vom Albertplatz über die Hauptstraße bis zum Goldenen Reiter. Baumstriezel gibt es ja auf vielen Weihnachts­märkten, den tschechischen Trdelnik fanden wir aber erst hier. Der wird nicht wie die anderen elektrisch gebacken, sondern traditionell über offener Glut. Das macht ihn noch ein bisschen leckerer. Falls man keine Lust mehr auf Glühwein hat, im Watzke am Goldenen Reiter gibt es ein hervorragendes naturtrübes Kellerbier. Das nur mal am Rande. 🙂 Über die Augustusbrücke spazierten wir zuerst mal vorbei an der Semperoper zum Zwinger und dann über den Romantischen Markt am Schloss zum Stallhof. Am Wochenende wird dort Eintritt verlangt. Das mittel­alterliche Markt­treiben zwischen den historischen Fassaden hat durchaus seinen Reiz.

Von der Brühlschen Terrasse zieht sich ein weiterer Weihnachts­markt bis zur Frauenkirche. Der unserer Meinung nach schönste Weihnachts­markt in Dresden folgt dann aber erst auf dem Neumarkt. Im historischen Stil gibt es dort viele Handwerker­stände: einen Glasbläser mit Hafenofen, Schmied und Bürstenmacher... Ein Baumkuchen­bäcker bäckt den traditionellen Baumkuchen über offenem Feuer und spricht dabei noch sehr unterhaltsam über sein Handwerk. Auf diesem Markt gibt es viel zu sehen, dazu noch ausgewählte Speisen und Getränke. Habe ich schon gesagt, dass dieser Markt unser Favorit war? Der traditionellste Markt in Dresden ist der Striezelmarkt auf dem Altmarkt, der dieses Jahr schon zum 584. Mal stattfand. In der Stollen­bäckerei kann man zusehen, wie der Dresdner Striezel gebacken wird. Der Striezelmarkt ist wohl der beliebteste der Dresdner Weihnachtsmärkte, dort war es jedenfalls am vollsten. Für den Weihnachts­markt "Dresdner Winterlichter" auf der Prager Straße fehlte uns diesmal Lust und Zeit. Was Goethe wohl erst zu Dresden gesagt hätte?

Am nächsten Tag machten wir einen kleinen Ausflug nach Radeberg, das nur ein paar Kilometer vor Dresden liegt. Anders als überregional vielleicht vermutet, wird das Radeberger Bier nicht in der Dresdner Semperoper gebraut, sondern in der Radeberger Export­bier­brauerei, die als erste deutsche Brauerei ausschließlich nach Pilsner Brauart braute. Wir hatten uns für eine Führung durch die Brauerei mit weihnachtlicher Bierprobe angemeldet. Das Zwickel, das nur dort und im Radeberger Kaiserhof ausgeschenkt wird, fanden wir leckerer als das Pils. Ansonsten ist Radeberg eben nicht Franken. 😉
Wie in anderen kleineren Städten findet auch in Radeberg der Weihnachts­markt nur an einem Wochenende statt, es war recht gemütlich dort.

Auf der Rückreise nach München machten wir nur noch einen Zwischen­stopp, nämlich in Regens­burg (P Unterer Wöhrd). Das Speisen­angebot in Regens­burg unterschied sich durchaus von dem anderer Weihnachts­märkte. Warmen Schinken und Vogerln hatten wir noch nirgends gegessen. Auch das Glühbier auf dem Lucrezia­markt schmeckte sehr gut. Besonders war auf den Innen­stadt­märkten die handgemachte Musik: Weihnachts­lieder auf dem Neupfarr­platz, Swing auf dem Kohlen­markt und Trommel­musik auf dem Haidplatz. Auch in Regensburg war die Innenstadt sehr schön geschmückt, aber ganz besonders war dann der Weihnachts­markt auf dem Fürstlichen Schloss, den wir uns bis zum Schluss aufgehoben hatten. Er ist schön dezent beleuchtet. Im Innenhof des Schlosses gab es ein romantisches Weihnachtsdorf. Von einem etwas versteckten Aussichts­punkt vor dem Schloss hat man einen sehr schönen Blick auf Schloss und Markt.

Bei einer bekannten Internet­umfrage nach den 20 schönsten europäischen Weihnachts­märkten kam 2018 von den deutschen Städten Erfurt auf Platz 5, Aachen auf 8, Leipzig auf 13, Dresden 14, Köln 15 und Nürnberg Rang 17. Unsere persönliche Wertung lautet Dresden - Erfurt - Leipzig - Regensburg - Nürnberg...

Und falls jetzt jemand Angst bekommt, dass wir vielleicht anfangen könnten, nur noch Städte­reisen zu unternehmen: Ganz im Gegenteil, wir waren fast die ganze Zeit draußen und sind so viel herumgewandert, dass ich trotz der vielen Naschereien ein bisschen abgenommen habe. Aber die Weihnachts­feiertage kommen ja noch... 🙂