Taubergießen

Anfang Juni 2022

Beim Erfahrungs­aus­tausch mit anderen Paddlern kam immer mal wieder der Tauber­gießen ins Gespräch. Das hat uns neugierig gemacht und wir wollen ihn während der Urlaubs­reise nach Frankreich "mitnehmen". Der Tauber­gießen ist ein Wasserarm, der in den Ober­rhein­auen parallel zum Rhein fließt und auch dem Natur­schutz­gebiet zwischen Rhein­hausen und Witten­weiher seinen Namen gibt.

Der Großteil der Gewässer im Natur­schutz­gebiet ist ganzjährig für Wasser­fahr­zeuge aller Art gesperrt. Auf einer frei­gegebenen Strecke von Süden nach Norden darf man tagsüber paddeln. Touristen können sich in traditionellen Fischer­booten entlang rudern lassen.

Wir über­nachten gleich in der Nähe der Einsatz­stelle auf dem ruhigen und abgelegenen Parkplatz Rheingasse bei Rhein­hausen. Dort stehen noch eine Reihe anderer Bullis und Wohnmobile, aber jeder hat viel Platz. Wir sind allerdings die einzigen, die ein Boot dabei haben, das wir abends noch fahrbereit machen.

Am nächsten Morgen erkunden wir zuerst unsere Ausstiegs­stelle bei Witten­weiher, parken das Auto dort und radeln zurück zum Boot. Die Informationen im Netz waren etwas wider­sprüchlich. Das neue Sperrwerk bei Witten­weiher ist kürzlich fertig­gestellt, jemand kümmert sich gerade um die Begrünung der ehemaligen Baustelle. Vor dem Wehr gibt es jetzt eine sehr gute Aussatz­stelle und man kann über das Sperrwerk den Altrhein überqueren und kommt so ganz einfach zum Radweg auf dem Rheindamm.

Nach der Fähre Rhinau-Kappel geht es über kleine Brücken, hier hat sich der Altrhein in mehrere Arme geteilt. Unser Boot liegt noch wohl­be­halten beim Parkplatz. Wir stellen die Fahrräder ab und rollern das Boot auf dem Bootswagen zur eigent­lichen Einsatz­stelle, die über einen breiten Weg gut zu erreichen ist. Und schon sind wir auf dem Wasser.

Der Fluss, hier offiziell "Durch­gehender Alt­rhein­zug" genannt, wird durch Rhein­wasser und Grund­wasser aus dem Schwarz­wald gespeist. Er hat wenig Strömung und verzweigt sich vielfach zu kleinen stehenden und fließenden Armen. Es ist ganz ruhig und sehr grün, allerdings sehen wir nur wenige Wasser­vögel. Das liegt vermutlich am sehr nährstoff­armen Wasser.

Wir paddeln unter ein paar Brücken hindurch, dort spürt man die Strömung etwas stärker und es gibt einen kleinen Schwall. Die Strecke ist nur sehr sparsam markiert, aber das GPS weist im Zweifel den Weg. Vor der Rappen­kopf­brücke müssen wir aussteigen und das Boot ein paar hundert Meter auf dem Bootswagen zur Blinden Elz rollern. Diese Stelle ist gut markiert.

Nach einer gemütlichen Rast paddeln wir auf der Blinden Elz weiter. Ziemlich über­raschend fängt es an zu regnen. Das stört uns nicht besonders, wir haben Regen­sachen dabei. Nur der Regen­schutz für den Foto­apparat fehlt und deshalb enden dort unsere Fotos. Die Blinde Elz unter­scheidet sich kaum von der vorherigen Strecke: viel einsame, grüne Natur.

Da das Auto schon am Ziel bereit steht, sind wir rasch im Trockenen. Wir sammeln die Fahrräder ein und weiter geht unsere Urlaubs­reise in Richtung Frankreich. Mit der Fähre Rhinau-Kappel überqueren wir nun auch den Rhein. Die einsame Paddelei im Tauber­gießen war erholsam, da wir aber die Lužnice alias "Böhmischer Amazonas" kennen, können wir dieser Tour nicht ganz so viele Punkte geben, also "nur":