Mitte Oktober 2017
Wenn nördlich der Alpen bereits feucht-nebliges Herbstwetter herrscht, kann man im Vinschgau den Sommer verlängern. Ursprünglich wollten wir in diesem Herbsturlaub noch weiter nach Süden in die Gegend von Lago di Ledro und Isero, sind dann aber buchstäblich im Vinschgau hängen geblieben. Die Sonne begrüßte uns schon, als wir am Reschenpass ankamen.
Kurz nachdem man den Pass überquert hat, erreicht man den Reschensee, an dessen Ufer die Straße entlang führt. Der Reschensee wurde 1950 aufgestaut, nachdem der Ort Graun an eine andere Stelle umziehen musste. Nur der Kirchturm blieb stehen - als Andenken und von der richtigen Stelle aus aufgenommen als besonderes Fotomotiv. (Der große Parkplatz mit Imbiss und Andenkenbude ist zum Glück nicht im Bild.) 🙂
Kurz unterhalb des flachen Staudamms gibt es einen kleinen, gemütlichen Campingplatz, den Camping Thöni. Uns gefiel es dort auf Anhieb so gut, dass wir am nächsten Tag einfach nicht weiterfahren wollten, sondern dort noch ein Weilchen blieben. Zwar waren die Nächte auf 1.500 m Höhe schon ziemlich kalt, aber dafür gab es einen grandiosen Sternenhimmel.
Da wir nun einmal dort waren, wollten wir auch ein bisschen wandern. Nur am Seeufer entlang war uns zu lahm, wir wollten lieber in die Berge. Von St. Valentin, zu dem auch der Campingplatz gehört, fährt eine Seilbahn hinauf zur Haideralm. Bei unserer Ankunft nachmittags sahen wir die Gondeln noch hinauf schweben, am nächsten Morgen stand die Bahn still: Mitte Oktober endet dort die Sommersaison. Wenn man uns nicht hoch fahren lassen will, dann laufen wir halt. Das Saisonende hatte aber sein Gutes, denn den ganzen Tag über begegneten wir keiner Menschenseele.
Nach den knapp 750 Höhenmetern bis zur Haideralm bekamen wir dort noch das letzte Bierchen der Saison auf der sonnigen Terrasse, bevor sofort nach unserem Weggehen die Terrassenmöbel weggeräumt wurden.
Entlang der Hänge des Vinschgaus zieht sich der Vinschgauer oder auch Vinschger Höhenweg, dem wir in diesem Urlaub noch mehrfach begegnen sollten. An der Seebödenspitze oberhalb der Haideralm war schon der erste Schnee zu sehen und die Berge dort oben sind wenig einladende Geröllhaufen. Deshalb gingen wir dort nicht hinauf, sondern viel lieber ein Stück auf dem Vinschgauer Höhenweg in Richtung Schönebenhütte. Vom Weg aus hat man tolle Ausblicke über den Reschensee zu den Ötztaler Alpen und nach Süden bis zum schneebedeckten Ortler.
Über die Schönebenhütte und zurück am Reschensee entlang wäre die Tour dann doch zu lang geworden, aber dazwischen gibt es einen Abstieg über eine alte, geschotterte Militärstraße, die zur Versorgung in der unrühmlichen Zeit der Kämpfe des ersten Weltkriegs diente. Weiter unten führt der Weg dann durch einen verwunschen wirkenden Märchenwald und wenn man sich nicht verläuft, kommt man irgendwann zurück zum südlichen Ufer des Reschensees.
Das war doch mal eine schöne Tour zu Beginn unseres Vinschgau-Urlaubs. Weiter ging es dann über Burgeis und Mals zu unserer nächsten Station in Laas und wieder auf den Vinschgauer Höhenweg, aber das ist schon die nächste Geschichte.