Oberfranken-Thüringen-Radtour

Mitte August 2023

Über die Bedeutung von "Mariä Himmelfahrt" scheint man sich nicht ganz einig zu sein - aber wir freuen uns über den zusätzlichen Feiertag und machen gleich ein verlängertes Wochenende daraus. Unsere Radtour führt uns diesmal durch Oberfranken und Thüringen und auch in Oberfanken herrscht Uneinigkeit: Wir radeln durch Orte, in denen die Geschäfte geschlossen sind, während im Nachbarort alles offen ist. Lustig. 🙂

Wir starten am Goldbergsee bei Coburg. Über eine sanfte Hügellandschaft fahren wir mit der Sonne im Rücken Richtung Norden. Viel Aussicht über reifes Getreide, allerorten wird fleißig geerntet. Die leichte Steigung merken wir kaum. Nach knapp 20 Kilometern ist an der ehemaligen innerdeutschen Grenze der höchste Punkt der Tagesetappe erreicht. Mit Schwung rollen wir nach Thüringen hinein und hinunter ins Werratal. Der Werratal-Radweg verläuft leicht erhöht am Talrand und bietet schöne Aussichten über das grüne Tal. Bald erreichen wir Hildburghausen. Unterm Sonnenschirm auf dem Marktplatz machen wir eine ausgiebige Rast.

Ab Hildburghausen verlassen wir das Werratal und fahren weiter auf dem Werra-Obermain-Radweg. Doch schon kurz nach Hildburghausen die nächste Pause: mit bedrohlichen Wolken ist ein Sommergewitter herangezogen. Gerade noch rechtzeitig können wir uns unter einem kleinen Vordach unterstellen, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet. Doch so schnell wie der Spuk begonnen hat, ist er auch wieder vorbei. Wir lassen unsere Regensachen an, es tropft noch eine Weile von den Bäumen.

Der asphaltierte Radweg fernab vom Straßenverkehr lässt sich herrlich fahren, vorbei an kleinen Örtchen schnurren wir dahin. In der Ferne ist lange die Veste Heldburg zu sehen, der wir immer näher kommen. Unser Tagesziel ist der Campingplatz Sonnland bei Seßlach. An diesem Sommerwochenende ist der Platz voll belegt, ich hatte mit dem Besitzer aber vorher telefonisch vereinbart, dass wir trotzdem kommen dürfen. Wir brauchen keine eigene Parzelle und können für die eine Nacht unser Zelt auf der Wiese beim Badeteich aufstellen. Ein super Platz.

Das kleine Örtchen Seßlach hat ein außergewöhnlich gut erhaltenes mittelalterliches Stadtbild, in dem sogar Teile einiger Kinofilme gedreht wurden. Natürlich gibt es auch eine nettes Wirtshaus für uns. Am nächsten Morgen drehen wir noch eine Runde durch die kleine Stadt, bevor wir auf dem Werra-Obermain-Radweg weiter in Richtung Main fahren.

Der Radweg verläuft nun auf einer ehemaligen Bahntrasse wunderbar eben und aussichtsreich durch den Itzgrund, der kein schmaler Grund, sondern ein sehr weites Tal ist. Nach ihm ist der örtliche Dialekt benannt: Von Ghooburch (Coburg) bis Sunnbarch (Sonneberg) im Thüringer Wald spricht man itzgründisch.

Nach einer Mittagspause in Rattelsdorf überqueren wir bei Zapfendorf den Main. Hier sind wir auch schon entlang gepaddelt. In der Ferne sehen wir markant das Kloster Banz und den Staffelberg. Unsere Tour führt uns vom Main aus wieder bergauf über die Dörfer, einige Male müssen wir ordentlich in die Pedalen treten. Das Burgeslauer Tal ist eine ansteigende, felsige Schlucht, die durch die Erosion ins Kalkplateau eingeschnitten wurde. Wir fahren dort entlang, weil der nächste Campingplatz erst in Kleinziegenfeld zu finden ist.

Von Kleinziegenfeld aus fahren wir am nächsten Morgen ins Kleinziegenfelder Tal, durch das der Weismain hinab zum Main fließt, nicht zu verwechseln mit dem Weißen Main, der im Fichtelgebirge entspringt. Auf der Talstraße ist wenig Verkehr, wir rollen die Höhenmeter wieder bergab, die wir uns gestern mühevoll erstrampelt haben. Im Örtchen Weismain fallen uns ein paar Kuchenstücke zum Opfer.

Durch die breite Mainaue radeln wir ab Altenkunstadt auf dem Mainradweg nach Kulmbach. Schon von weitem ist die Plassenburg hoch über der Stadt zu sehen. Ein kleiner Stopp und ein paar Schritte durch die Oberstadt und schon geht es weiter, nun kurz tatsächlich am Weißen Main entlang. In Untersteinach verlassen wir den Mainradweg und fahren auf dem Steinach-Rodach-Radweg weiter. Nach einem halben Stündchen erreichen wir den Campingplatz Stadtsteinach. Das Zelt ist schnell aufgebaut, dann sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Gaststätte am Tennisplatz. Dort werden wir mit südostasiatischem Essen verwöhnt. Leider scheinen die ambitionierten Betreiber nicht durchgehalten zu haben, jetzt gibt es dort wieder nur Pizza.

Der nächste Tag begrüßt uns wieder mit herrlichem Sommerwetter. Am Rande des Naturparks Frankenwald radeln wir weiter auf dem Steinach-Rodach-Radweg. Über Oberrodach geht es entlang der Rodach nach Kronach. Dort lassen wir uns ein leckeres Eis schmecken, bevor wir über eine steile Auffahrt eine Runde durch die historische "Obere Stadt" drehen. Zur Festung Rosenberg über der Stadt wollen wir dann aber doch nicht noch hinauf. Sehenswert ist auch der Landesgartenschau-Park entlang der Haßlach, durch den wir später weiterradeln.

Schon im nächsten Ort verlassen wir das Rodachtal und fahren auf dem Radweg "Burgenstraße" weiter. Die Strecke ist allerdings nicht allzu aufregend, die nächste Burg ist erst die Festung Coburg. Auf dem Weg dorthin sind uns aber große, reife Brombeeren in Erinnerung, die uns unterwegs fast in den Mund wuchsen. Wir radeln einmal komplett durch Coburg hindurch, aber natürlich halten wir auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Dort gibt es die beste Bratwurst der Welt, und die lassen wir uns nicht entgehen, wenn wir in der Gegend sind.

Bis zu unserem Startpunkt am Goldbergsee ist es nun nicht mehr weit und dort schließt sich unsere Radrunde. In vier Tagen auf 220 Kilometern haben wir viel gesehen und erlebt: historische Orte, Burgen und Festungen, abwechslungsreiche Landschaften und gute Radwege. Deshalb können wir die Tour sehr empfehlen und sie bekommt von uns fast die Höchstwertung