Februar 2014
Schönwettertour mit Abenteuerfinale, aber alles der Reihe nach: Winterurlaub in Bad Goisern und im Tal kein müdes Fitzelchen Schnee. Wir wollen aber unbedingt unsere Schneeschuhe ausführen! Die freundliche Dame an der Kassa der Krippensteinbahn warnt uns beim ersten Versuch vor orkanartigem Sturm am Dachsteinplateau. Wir hatten uns schon sowas gedacht, als wir von Ferne die Fönwolke überm Dachstein sahen. Also Alternativtour - Winterwanderung von Gosau zur Goiserer Hütte (siehe Link unten). Beim zweiten Anlauf sah das Wetter wirklich vielversprechend aus: strahlend blauer Himmel und Windgeschwindigkeit unter 10 km/h am Gipfel. Freund Schneeschuh, was willst du mehr.
Die Krippensteinbahn hat drei Stationen und die zweite liegt am höchsten. Klingt komisch, ist aber so. Die Schneeschuhtour zum Heilbronner Kreuz startet an der zweiten Station, dem Krippenstein, und ist von dort aus bis zum völlig überflüssigen Dachstein-Hai gut beschildert. Ab dem Hai gibt es keine Markierungen mehr, man muss sich auf seinen Orientierungssinn verlassen und versucht, etwa auf einer Höhe zu bleiben. Das ist nicht ganz einfach, denn das Dachsteinmassiv ist ein Karstgebirgsstock, durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Also aufpassen, dass man nicht in eines der vielen Löcher (Dolinen) purzelt. Zur Orientierung hält man sich in Richtung eines leichten Sattels unterhalb des Margschierfs. Später dient eine kleine Schutzhütte als Orientierungspunkt. Von dort ist der Weg zum Heilbronner Kreuz wieder markiert.
Vom Heilbronner Kreuz sollte man sich nicht zu viel versprechen. Es ist nicht etwa ein Gipfelkreuz, sondern dient als mahnende Erinnerung an unbelehrbare Lehrer, die sich und 10 Schüler Ostern 1954 in die Bergtragödie führten. Und nicht nur für diese galt: Das Dachsteinplateau ist Hochgebirge und hier kann das Wetter sehr schnell umschlagen. Was es natürlich auch bei uns sofort tat - wieder erste kleine Fönwolken am Dachstein und sprunghaft auffrischender Wind. Der Weg vom Heilbronner Kreuz zur Gjaidalm ist zum Glück nicht sehr ausgesetzt, aber falls Wolken oder Nebel aufziehen und man die Markierungsstangen nicht mehr sieht, kann man in ernste Bedrängnis geraten. Und Spuren von anderen Tourgängern sind im Nu zugeweht. Wir zählten dort oben fünf Schutzhütten, die sicher ihre Berechtigung haben können. Das Auf und Ab über das hügelige Karst-"Plateau" kann auf die Dauer ganz schön anstrengend werden. Selbst wenn man also die Gjaidalm schon in der Ferne entdeckt, sollte man die Gehzeit nicht unterschätzen.
Obwohl wir vor der Tour am Hohen Krippenstein etwas Zeit verbummelt hatten, um die ziemlich nutzlose Welterbespirale anzusehen, hatten wir die Streckenlänge eigentlich ganz gut eingeschätzt. So kamen wir bereits 15 Uhr an der Gjaidalm an (letzte Bahn im Winter 16 Uhr). Aber auch bei uns fuhr keine Bahn mehr; der anfangs noch lustige Fönwind hatte inzwischen Sturmstärke mit Böen bis 130 km/h erreicht. Die Jungs von der Bergbahn ließen uns aber nicht "im Regen" stehen und so wurden wir nicht als Einzige per Pistenraupe zurück zur Krippenstein-Bergstation gefahren. Von dort ging es ganz normal mit den beiden Seilbahnen zurück in den Vorfrühling.
Mit etwas Bergerfahrung und Reservekleidung im Rucksack ist es bei gutem Wetter eine sehr schöne Tages-Schneeschuh-Tour und wir waren froh, als kleine Sicherheitsreserve unser GPS dabei zu haben.