Schottland-Wales-Irland

Mai/Juni 2007

Kleines Tagebuch:

Am 12. und 13.5. tuckerten wir gemütlich in Richtung Fährhafen Ijmuiden bei Amsterdam. Als Zwischenstation zur Übernachtung hatten wir uns die Saarschleife bei Orscholz ausgesucht. Ein schöner Blick von einem gut besuchten Aussichtspunkt, ringsherum Hunsrück, mehr konnten wir in der Kürze nicht erkunden.

Die nächste Station, schon in der Nähe des Fährhafens, war der holländische Nationalpark "Zuid Kennemerland", eine wilde Hügellandschaft hinter der Düne. Warum die Gegend Nationalpark ist, stand in keinem der Prospekte, aber offensichtlich so schützenswert, dass sogar ein Mobilfunksendemast als Baum getarnt war (Foto). Steifer bis stürmischer Wind (7-8 Beaufort) wehte Sand und Gischt wie Nebel über den Strand - Spaß beim "Kampf mit den Elementen".

Die Überfahrt mit der "Queen of Scandinavia" dauerte ganze 15 Stunden. Obwohl gar kein besonders hoher Wellengang war, rollte das Schiff erheblich. Im Schiffsrestaurant aßen wir ein opulentes Abendmahl vom internationalen Buffet. Bordkino, Disco, Nachtbar usw. interessierten uns bei der Schaukelei überhaupt nicht, dafür hielten wir abends nochmal auf dem Vorderdeck unsere Nasen in den Sturm. In unserer klaustrophobiker-ungeeigneten Innenkabine schliefen wir dann recht gut bis fast zur Ankunft in Newcastle upon Tyne.

In England angekommen, unternahmen wir als erstes eine schöne Wanderung entlang des Hadrians Wall. Die Römer hatten damals wohl ziemliche Angst vor den piktischen Stämmen im heutigen Schottland, so dass sie entlang natürlicher Höhenzüge eine dicke Mauer quer durch die gesamte Insel bauten. Der bedeutendste noch erhaltene Teil befindet sich in der Nähe von Hexham und ist zusammen mit dem Römerkastell und interessanten Museum "Vindolanda" auf jeden Fall einen Besuch wert.

Nach für uns problemlosem Überschreiten der schottischen Grenze ging es direkt nach Edinburgh. Die Stadt bereitete sich jetzt schon auf das alljährlich im August stattfindende Festival "Military Tattoo" vor und das Schloss war zur Vorbereitung des Besuchs Ihrer Majestät leider geschlossen.

Den Wald Ihrer Majestät im Trossachs Nationalpark weiter im Norden fanden wir nicht so bedeutend, vielleicht haben wir aber nur nicht die richtigen Stellen gefunden. Außerdem mussten wir uns erst an das graue Wetter gewöhnen.

Zu behaupten, unsere geplante Paddeltour auf dem vielgelobten und -besungenen Loch Lomond wäre ins Wasser gefallen, ist nur sprachlich falsch. Wasser war mehr als ausreichend auch von oben vorhanden - eigentlich kam der Regen aber durch den starken Sturm meist von der Seite. Aber selbst bei Regen ist es dort schon eine malerische Landschaft.

Mit kurzen Zwischenetappen u.a. im Lake District ging es auf der Westseite Englands Richtung Süden. In Wales hatten wir das seltene Glück, bei strahlend blauem Himmel den beliebten höchsten Berg von Wales, den Snowdon im Snowdonia National Parc zu besteigen. An ca. 300 Tagen im Jahr ist er wolkenverhangen und ein Waliser auf dem Campingplatz erzählte uns, dass er mit Mitte 40 endlich zum ersten Mal mit Aussicht auf dem Snowdon war. Der Aufstieg beginnt fast auf Meereshöhe, so dass die eigentlich unspektakulären 1.085 m zu einer fast "alpinen" Unternehmung werden, wobei man von der alpenähnlichen Landschaft aus als reizvollen Kontrast das Meer sehen kann. In ganz seltenen Fällen soll man sogar die Wicklow Mountains in der Nähe von Dublin erkennen können.

Wir sahen die Wicklow Mountains allerdings erst nach unserer Fährüberfahrt nach Dublin. Bei Glendalough wanderten wir entlang der malerisch gelegenen Seen.

Zu Dublin selbst schließen wir uns der Meinung einiger Iren an: "just another City", abgesehen mal vom Besuch der Brauerei, die Susis Lieblingsbier Guinness herstellt - ach ja und dem Trinity College mit der herrlich Alten Bücherei im "Long Room" (Fotografieren leider verboten) mit dem "Book of Kells", dem historischen Naturkundemuseum, das sich seit Livingstone nicht verändert zu haben scheint usw. usw.

Von Dublin aus ging es weiter an Irlands Nordküste, u.a. zum "Giants Causeway". Wie man auf den Fotos erkennen kann, ist Susi nicht den "Giants" zuzuordnen. Trotzdem durfte auch sie die älteste Whisky-Brennerei in Bushmills besichtigen. 🙂

Auf dem Weg vom Norden der Insel zum Südwesten unternahmen wir auf einigen Seen sehr schöne Paddeltouren, dazu später mehr.

Wir fanden sehr schöne Gebirgsgegenden, z. B. den mitten aus der Landschaft ragenden Ben Bulben und bestiegen den Diamond Hill im Connemara National Parc.

Unser nächstes Ziel an der Westküste waren dann die Cliffs of Moher. Sicher sind diese steil ins Meer abfallenden Klippen schön anzusehen, aber unser Tip für zukünftige Irlandreisende: Vergesst die Cliffs of Moher, es sei denn, ihr steht auf Massentourismus mit gigantischen Parkplätzen, Buskolonnen, riesigen betonierten Flächen und Mauern, die jegliches Gefühl für die Schönheit der Natur vermissen lassen. Und im Südwesten der Insel gibt es mindestens genauso schöne Klippen wie dort.

Unser Ausgangspunkt für die Erkundung des Südwestens war ein sehr schöner Campingplatz in Killarney am Rande des Killarney National Parc. Per Fahrrad umrundeten wir die drei herrlich gelegenen Seen und fuhren dabei durch die Schlucht "Gap of Dunloe", was sich als echte sportliche Herausforderung herausstellte, nicht nur weil es heftig bergauf geht, sondern auch weil wir in der Schlucht so starken Gegenwind bekamen, dass man sich schon beim Laufen gegen den Wind stemmen musste. Das ist leider auf dem Foto nicht erkennbar. Auf jeden Fall ist es aber eine herrliche Radtour durch ständig wechselnde Landschaften.

Den Ring of Kerry auf der Halbinsel Iveragh würden wir eher nicht mit dem Fahrrad befahren. Er ist eine Küstenstraße mit sehr schönen Aussichten aufs Meer und in karge Felslandschaften, aber wegen der Schönheit herrscht auch reger Touristenverkehr, vor allem auch mit großen Reisebussen und Wohnmobilen. Die Straßen sind wie in fast ganz Irland schmal und in mäßigem Zustand, was bei entgegenkommenden Fahrzeugen manchmal millimetergenaues Fahren notwendig macht. Hier herrscht nicht nur Linksverkehr, sondern die Busse fahren den Ring of Kerry nur entgegen dem Uhrzeigersinn. Wer klug ist, tut dies auch, denn lieber fährt man doch im Urlaub gemütlich mit der Geschwindigkeit der Busse, als ihnen ständig auszuweichen. Keine Ahnung was dort erst in der Hauptsaison Juli/August los ist.

Die schönste Küstenlandschaft fanden wir im äußersten Südwesten auf der viel ruhigeren Halbinsel "Mizen Head" und an deren Südwestspitze, wo zusätzlich ein nettes Museum über den harten Job der Leuchtturmwärter auf den schroffen Felsen vor der Irischen Küste informiert.

Wir legten noch einen Stopp in Dungarvan ein, wo wir zum wiederholten Male eine nette Caravan-Reisegruppe des ADAC trafen und uns in mehreren gemütlichen Pubs zünftig vom irischen Bier verabschiedeten. Zurück ging es mit der Fähre ab Rosslare. Frankreichs Norden begrüßte uns dann zu Susis Entzücken mit endlosen Artischockenfeldern.

Wir werden die grüne Insel nicht nur wegen der schönen Landschaften sondern auch wegen vieler Begegnungen mit netten Leuten, guten rauchfreien Pubs und der schönen Musik in guter Erinnerung behalten.