Februar 2009
Schon seit einiger Zeit waren wir neugierig darauf, selbst ein Iglu zu bauen und darin zu übernachten. Man benötigt dazu zwingend eine Schneesäge (oder Schneemesser), wir hatten uns die "Flicklock" von Black Diamond besorgt. In der Schweiz gab es genügend Schnee, und so konnte es endlich losgehen. Wir hatten uns vorher im Internet angeschaut, wie man so ein Iglu baut und waren dann ziemlich erstaunt, dass es wirklich funktionierte. So geht es:
Die Inuit suchen sich dazu einen Platz mit windverpresstem Schnee in einer entsprechenden Schichtdicke. Hat man den nicht, muss man sich ein bisschen mehr anstrengen. Man komprimiert dann zuerst (günstig mit Schneeschuhen) den Schnee, einmal dort wo das Iglu stehen soll und an einer anderen Stelle als "Steinbruch". Danach muss der Schnee mindestens 30 Minuten ruhen, damit er zu einer festen Schicht zusammensintert. Bei uns gab es in der Schneedecke eine Zone mit Schneegries und wir konnten deshalb nur kleinere Blöcke schneiden, als es die Inuit üblicherweise tun, so ging es aber auch.
Man markiert als erstes die Grundfläche des Iglus als Kreis mit einem Durchmesser, bei dem man später gerade so darin liegen kann. Macht man den Kreis größer, so verlängert sich die Bauzeit gleich zum Quadrat. Für uns also ungünstig, dass Ralf 1,95 lang ist. Aber wir wollten die Schneesäge auch nicht missbrauchen... 🙂
Einige Blöcke gewinnt man auch innerhalb des vorgezeichneten Kreises, daduch wird der Boden des Iglus tiefer und man spart sich eine Runde mauern. Die Schneeziegel werden dabei aufrecht stehend geschnitten, zuletzt trennt man in der Grube die Unterkante der Blöcke. Ist der Block gut geraten, dann hört man ein dumpfes "Knacken", wenn sich der Block löst. Die Schneeziegel sollten möglichst nicht an den Ecken angefasst werden, weil sie sich später dort gegeneinander abstützen.
Dann werden die Blöcke in einem ersten Ring nebeneinander aufgestellt. Die Ziegel werden mit der Schneesäge leicht trapezförmig angepasst und lehnen sich an der oberen inneren Ecke gegen ihren Nachbarn. Wenn der erste Ring steht, schneidet man über mehrere Blöcke eine Rampe, so dass sich auch die folgenden Steine anlehnen können. Danach baut man spiralförmig bis zum Schluss weiter.
Man darf keinesfalls die Kontaktflächen mit den Handschuhen glattstreichen, sonst beginnen die Blöcke zu rutschen. Damit man eine schöne halbkugelige Kuppel erhält, müssen auch schon die ersten Steine nach innen geneigt werden. Ralf war anfangs ziemlich skeptisch was das betrifft, so wurde unser erstes Iglu eher ein senkrecht stehendes Ei.
Damit das Iglu von innen weiter gebaut werden kann, darf man nicht vergessen, genügend Steine hinein zu reichen, solange es noch geht, denn der Maurer sägt sich erst fast zum Schluss einen Ausgang ins Freie. Bis zum Schlussstein achtet man darauf, die Ziegel nicht Fuge über Fuge zu setzen, so kann man sogar einzelne Ziegel austauschen oder ein Eisfenster einsetzen. Die spiralförmige Bauweise ergibt am Ende eine erstaunlich haltbare Konstruktion, die sogar problemlos einen Menschen trägt oder einen Eisbären, Yeti, eine Meise usw.
Zuletzt verputzt man die Fugen von innen und außen mit Schnee, um den Wind abzuhalten. Der Eingang des Iglus wird im Inneren unterhalb der dann geebneten Liegefläche gebuddelt, dann sinkt die kalte Luft in diese Grube. Der Schnee isoliert so gut, dass es selbst bei extremen Außentemperaturen im Inneren fast kuschlig wird, teilweise sogar deutlich über Null.
Beim Bauen des Iglus wird es einem sowieso sehr warm, also sollte man auf jeden Fall Wechselwäsche dabei haben, oder man zieht wie wir beim ersten Mal erst am nächsten Tag ins Iglu ein. Wir haben uns dann zum Abendbrot noch einen ordentlichen Glühwein gebraut und hatten anschließend eine herrlich geruhsame Nacht mitten im einsamen Winterwald. Probiert es selbst mal aus, es ist wirklich herrlich in so einem Iglu. Wir werden uns sicher irgendwann auch mal wieder eins bauen.