Mitte September 2019
Schon lange stand der Hochrhein zwischen Bodensee und Basel auf unserer Paddelliste. Recherchen ergaben, dass er sich nicht besonders gut für eine Gepäcktour eignet. Deshalb suchen wir uns interessante Etappen heraus, die wir ohne Gepäck als Tagestouren fahren wollen. Nur die Faltfahrräder sind mit an Bord, um nach der Tour zum Auto zurück zu radeln.
Die erste Etappe beginnt bei uns im "unteren" Teil des Bodensees, im Rheinsee. Beim Camping Wangen können wir sehr bequem starten. Ganz langsam wird der See zum Fluss, die Ufer kommen sich immer näher und irgendwo vor der Insel Werd bei Stein am Rhein beginnt das Wasser zu fließen.
Stein am Rhein hat einen sehenswerten historischen Stadtkern, ein kleiner Rundgang lohnt sich dort unbedingt. Hinter dem Ort gibt es gute Möglichkeiten zum Anlanden.
Nach Stein am Rhein hat der Fluss kräftige Strömung, das Wasser ist glasklar und im Sommer auch angenehm warm. Das lockt auch Flussschwimmer ins Wasser, die sich mit der Strömung hinuntertreiben lassen. Ihre Straßenkleidung haben sie in einem wasserdichten Sack dabei, zurück geht es mit Bus oder Bahn.
Auf dem Hochrhein gibt es Ausflugsschifffahrt. Die Fahrtrinne ist durch Pfähle im Fluss, so genannte Wiffen gekennzeichnet. Die Schiffe fahren auf der grünen Seite, wir halten uns auf der weißen, wo wir als Boot mit geringem Tiefgang hingehören. Generell sollte man nicht zu nah an die Wiffen heranpaddeln, durch die teilweise starke Strömung kam es schon zu schweren Bootsunfällen.
Wir beenden unsere erste Etappe am Strandbad Büsingen. Dort können wir unser Boot deponieren und der Radweg zurück nach Wangen führt direkt dort vorbei. (Ein paar Kilometer später wird der Rhein am Kraftwerk Schaffhausen aufgestaut und die kurze Strecke danach bist zum Rheinfall ist ohnehin für Bootsfahrer gesperrt.)
Wir übernachten nicht direkt am Rhein, sondern etwas "abseits" auf dem "Camping" Jestetten. Die Anführungszeichen deshalb, weil der "Camping" eigentlich eine große Wiese im Freibad Jestetten ist. Leider lädt das Wetter überhaupt nicht zum Baden ein.
Wir sind die einzigen Reisenden auf dem Platz. Außer uns gibt es nur noch einen anderen Gast: ein merkwürdiger älterer Mann haust in einem alten Wohnwagen. Er freut sich über unsere Anwesenheit und hat großen Gesprächsbedarf.
Zwei Tage später hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir nehmen die nächste Fluss-Etappe in Angriff.
Prinzipiell kann man als Paddler direkt unterhalb vom Rheinfall wieder einsetzen, das Auto dort zu parken, ist allerdings exorbitant teuer. Ein Stückchen flussabwärts folgen noch drei Staustufen. Dort gibt es Anlagen zum automatischen Überheben der Boote. Unsere vorherige Erkundung zeigt aber, dass sie nicht alle in Betrieb sind, deshalb entschließen wir uns, erst nach Rheinau unterhalb der dritten Staustufe einzusetzen.
Die Rheinufer in diesem Abschnitt sind über längere Strecken bewaldet und ziemlich steil. Stellenweise wäre es sogar schwierig, überhaupt aus dem Wasser zu kommen. Dort gibt es auch weder Straßen noch Wege am Ufer, also besser nicht kentern.
Die Strömung lässt uns wieder gut vorankommen und uns begeistert das superklare, warme Wasser. Unter Wasser sehen wir viele Fische, an den Ufern Wildvögel.
Nach der Mündung der Thur in den Rhein grüßt schon von Weitem die Kirche auf dem Buchberg bei Rüdlingen, eine wirklich schöne Landschaft.
Erst bei Eglisau kommt die Zivilisation dem Fluss wieder näher. Am Kraftwerk Eglisau-Glattfelden müssen wir das Boot umtragen. Für größere Boote und Ausflugsschiffe gibt es eine Schleuse. Der Bootslift für Paddelboote ist außer Betrieb und auch der Schwimmsteg zum Wiedereinsetzen ist gesperrt. So müssen wir das Kraftwerk etwas weiter umgehen, kein Problem, wir haben unseren Bootswagen dabei. Nur das Einsetzen in das kabbelige Unterwasser ist etwas heikel.
Wir paddeln noch bis zum Camping Hohentengen. Dort wollten wir eigentlich übernachten, jedoch ist der Campingplatz auch noch Mitte September völlig ausgebucht. Grund dafür ist das Preisgefälle zwischen der Schweiz und Deutschland, auch die Schweizer bevorzugen die günstigeren Preise auf der deutschen Seite, wie uns der Campingbetreiber erzählt.
Da wir mit unserem VW-Bus flexibel sind, stört uns das nicht allzu sehr. Am Ende landen wir in Stühlingen auf einem kleinen Campingplatz an der Wutach, denn durch die Wutachschlucht wollen wir auch noch weiter wandern. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte...
Der Hochrhein war ganz hübsch, in unserer privaten Wertung kommt er auf gute: