Diesmal freuen wir uns über einen Gastautor. Hier ist Martins Bericht:
Mitte September 2016
Der sonnige September des Jahres 2016 bot den perfekten Rahmen für einen Versuch: Kann ich als Drinni mit versierten Draußis wie Susi und Ralf auf der Radtour mithalten? Unter den bei einem Magdeburg-Besuch der Münchner vorgeschlagenen Touren auch die auf dem Elberadweg. Dieser wird seit Jahren immer wieder vom ADFC als attraktivster Radwanderweg ausgezeichnet - und das wollten wir uns selber einmal anschauen.
Wir fuhren das Stück zwischen Magdeburg und Dessau am ersten Tag, am zweiten Tag drehten wir noch eine Runde in Richtung Wörlitzer Park und von dort wieder nach Dessau, um mit dem Zug zurück nach Magdeburg zu fahren.
Bemerkenswert an diesem September war die langanhaltende Trockenheit, die die Landschaft deutlich gezeichnet hatte. Die Kühe auf den Weiden waren dazu übergegangen, keine Fladen mehr auf der Weide zu hinterlassen, sondern fäkale Türme zu bauen. Mit den trockenen Maisfeldern war das alles schon ein wenig texasesk.
Der Radweg selbst führt auf Wegen durch Wälder und Felder und über Deiche, an einigen Stellen ist man auch auf wenig befahrenen Straßen unterwegs. Der Zustand der Strecke war bis auf wenige Stellen ausgezeichnet. Und geradezu sensationell mutet das Höhenprofil an. Es mussten keinerlei nennenswerte Steigungen überwunden werden.
Wir fuhren in Magdeburg zunächst auf der westelbischen und der Altstadt zugewandten Seite. Im Süden der Stadt muss man kurzzeitig auf eine Hauptstraße ausweichen, was aber der Freude keinen Abbruch tat. Das Übersetzen mit der Gierfähre in Westerhüsen zur ostelbischen Seite ist mit 2,10 Euro pro Person sicher kein Schnäppchen. Andere Fähren jedenfalls sind billiger. Aber man darf bei einer Gierfähre sicher auch eine gewisse Geldgier erwarten. Und außerdem: Eine Fahrt mit dem Riesenrad - wenn es an dieser Stelle denn eines geben würde - würde mehr als das Doppelte kosten.
Auf der anderen Seite des Flusses dann der abrupte Wechsel von der Stadt aufs Land. Hier auch die Trockenkühe bei Randau. Das Dorf ließen wir links liegen und fuhren weiter in Richtung Schönebeck. Auch wenn sich die Stadt nicht auf unserer eigentlichen Route befand, wagten wir den Abstecher über die Elbe, lümmelten bei Brötchen und Kuchen auf dem Markt herum, verzehrten an der Elbe im Weltrad Berliner Weiße und versuchten dann über die neu gebaute Elbbrücke wieder auf die andere Flussseite zu kommen. Das ist sehr mühsam, da hier ein vermeintlicher Weg hinter der Leitplanke als Sackgasse endet. Beim Bau der Brücke hat offenbar niemand an Radfahrer gedacht.
Weiter in Richtung Ranies und durch das Sonnensystem hindurch: Skulpturen verdeutlichen auf der Strecke maßstabsgetreu die Größen und Entfernungen der Planeten und der Sonne. Das gefällt.
Auf den folgenden Kilometern dann gibt es erstaunlich wenig von der Elbe zu sehen. Meist fahren wir durch Wälder, was angesichts der Hitze und Trockenheit sicher nicht die schlechteste Variante ist. Eine weitere Einkehr am Wegesrand tröstet uns darüber hinweg, dass ein von uns geplanter Abschnitt inzwischen Teil des Biosphärenreservats Mittlere Elbe ist. Wir als Bewohner von Mittelerde nehmen den Umweg in Kauf.
Für die technische Bildung informieren wir uns am wahrlich beeindruckenden Pretziener Wehr und versorgen uns im nächsten Dorfkonsum mit Kaltgetränken. Die alte Kaufhalle fühlt sich tatsächlich an wie früher. Man wundert sich, dass hier keine Pioniere und Großmütter in Dederon-Schürzen unterwegs sind.
Bei Barby herrscht leider Zeitnot: Bei rund 90 Kilometern für diesen Tag und dem längeren Stopp in Schönebeck streichen wir die Überquerung der Elbe über die stillgelegte Eisenbahnbrücke und den Besuch in dem Städtchen, in dem die Saale in die Elbe mündet.
Durch den Steckby-Lödderitzer Forst geht es auf einem bequemen Weg. Der kühlende Schatten erfreut an einem trockenen Tag. Allerdings würde diese Strecke für den Wanderer wohl etwas eintönig wirken. In Aken geht es per Fähre über die Elbe und danach gleich ins Wirtshaus am Anleger. Wir bummeln und kommen recht spät weiter. Erst in der Dunkelheit erreichen wir den Zeltplatz am Kühnauer See - werden mit kühlem Bier am Thresen und ein Bad im Mondschein belohnt.
Der nächste Tag führt uns durchs Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Neben den Parkanlagen - im Wörlitzer Park muss das Fahrrad draußen bleiben - erinnert hier u. a. der Rest des Kraftwerks Vockerode an die Industriegeschichte. Gerade mit dem Fahrrad sind sehenswerte Stellen abseits der touristischen Hotspots im mit dem Welterbetitel geadelten Gebiet gut erreichbar.
Die Innenstadt von Dessau würdigen wir an diesem Tag nicht ausreichend, da wir zurück nach Magdeburg-Neustadt zum nächsten Termin müssen. Der Regionalexpress zwischen Leipzig und Magdeburg bringt uns zügig ans Ziel.