Ende März 2024
Für dieses Osterpaddeln steht mal wieder die Ohře (dt. Eger) auf dem Programm. Im letzten Mai sind wir bei unserer Wanderung durchs Fichtelgebirge am Eger-Oberlauf entlangspaziert. Dort ist an Paddeln nicht zu denken. Nach Grenzquerung und Namenswechsel wird die Ohře im Skalka-Stausee angestaut und fließt danach, teilweise etwas kanalartig, durch eine Industrie- und Bergbaulandschaft. Wir finden, dass sie sich als Paddelfluss erst ab Kynšperk richtig lohnt. Unweit des Bahn-Haltepunktes "Kynšperk n. Ohří" gibt es beim "Vodácké tábořiště u Barona" eine gute Einsatzstelle.
Wir sind schon am Vorabend angereist und haben dort übernachten dürfen. Diesmal sind wir anfangs sechs Leute in drei Booten. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es aufs Wasser. Die Ohře hat gute Strömung, ab und zu gibt es ein paar kleine Schwälle oder flache Stellen, so wird das Paddeln nicht langweilig. Der Fluss fließt durch eine einsame Waldschlucht, hoch über uns die Autobahnbrücke der E49. Ab und zu ein paar Wanderer und Radfahrer auf dem Waldweg neben dem Fluss. Es ist ziemlich früh im Jahr, der Frühling lässt noch auf sich warten.
Vor Loket verlässt der Fluss die Waldschlucht und die Burg Loket thront majestätisch auf einem hohen Felsen. Der Fluss umrundet den Burgfels und die kleine Altstadt fast vollständig. In der Flussschlinge müssen wir zweimal aus dem Boot, zwei Wehre müssen überwunden werden. Wie in Tschechien üblich hat man auch an die Paddler gedacht und wir können die beladenen Boote jeweils durch eine Bootsgasse treideln.
Kurz nach Loket kommt in einer Flussbiegung das "Vodácké tábořiště Loket" in Sicht. Nach einem Brandschaden wurde das Gebäude des Camps neu aufgebaut und die netten Betreiber des Platzes sind auch schon da. Bequeme Ausstiegstreppe, die Zeltwiese ist sauber terrassiert und es gibt natürlich auch ein Lagerfeuer. Ein perfekter Übernachtungsplatz.
Am nächsten Morgen schönster Frühlingssonnenschein. Wir genießen das Wetter und lassen uns ein bisschen Zeit, bis wir wieder in den Booten sitzen. Wieder paddeln wir durch eine Waldschlucht ohne Straße, auf dem Uferweg sind zunehmend Leute zu sehen, denn die Felsen "Svatošské skály" und die gegenüberliegende Gaststätte sind ein beliebtes Ausflugsziel. Und das tolle Wetter hat sicher auch nach draußen gelockt. Wir brauchen so kurz nach dem späten Frühstück (leider) noch keine Rast und paddeln gemütlich an den imposanten Felspassagen vorüber.
Nach der Waldschlucht weitet sich das Tal, wir paddeln durch eine Bootsgasse an einem Wehr und dann kündigen Gewerbebauten am Ufer schon eine größere Stadt an: Karlovy Vary (Karlsbad). Vom Reiz des Thermalbades ist von der Ohře aus nichts zu erkennen, die Kuranlagen wurden in einem Seitental am Ufer der Teplá gebaut, die ist aber viel zu flach zum Paddeln. Wir verzichten diesmal auf einen Stadtrundgang, denn gleich bei der breiten Betontreppe beim Rafting Ohře bleiben wir am leckeren Bier kleben.
Das Wehr in Karlovy Vary haben wir bei der letzen Ohře-Tour Ostern 2018 noch mühevoll umtragen, diesmal sind wir mutiger und fahren ganz links problemlos über den Schwall, leider lässt sich diesee Stelle vom Ufer aus nicht gut besichtigen. Unser Tagesziel ist das "Kemp tábořiště Hubertus" ein paar Kilometer nach Karlovy Vary. Zwischen hohen Bäumen gibt es dort viele schöne Zeltmöglichkeiten und selbstverständlich auch wieder einen großen Lagerfeuerplatz. Anfangs ist es aber noch etwas laut dort: junge Leute hämmern und sägen und erweitern die Camp-Hütte, im Sommer ist dort bestimmt auch wieder viel Trubel. Wir kommen mit einigen von ihnen am Lagerfeuer noch ins Gespräch und es wird ein sehr netter Abend.
Neben dem Camp rauscht die Ohře durch eine Kanu-Wildwasserstecke. Wenn man im Camp übernachtet, kann man am nächsten Morgen sein Boot einfach unterhalb der Strecke beladen. Die "echten Kerle" 😉 aus unserer Gruppe wollen es sich aber nicht nehmen lassen, dort auch durchzupaddeln, alles geht gut. Aber ob man diese Stelle mit Gepäck im offenen Kanadier fahren würde, schwer zu sagen.
Es folgt wieder eine ruhige Waldschlucht, ab und zu ist am Ufer der felsige Rand der Erzgebirgsscholle zu sehen. Eine Folge der gar nicht so alten vulkanischen Aktivität in der Gegend sind die Thermalquellen, die in Karlovy Vary heute noch genutzt werden, wie früher im kleineren Kurbad Kyselka, das nach jahrelangem Verfall wieder aufgebaut wird.
Kurz nach Kyselka kommt das Wehr Radošov. Schon von weitem kann man an der Mauer ✝ 48 erkennen. Ja, dieses Wehr ist absolut lebensgefährlich, auch an den Ufern wird gewarnt und es gibt in sicherem Abstand eine Ausstiegsstelle zum Umtragen der Boote. Das Wasser läuft sehr glatt über die Wehrkrone, aber im Unterwasser bildet sich eine Walze, die nicht nur Treibgut dort festhält, sondern auch die armen Kerle das Leben gekostet hat, die die Warnungen ignorierten. Hoffentlich bleibt die 48 die letzte Zahl, die dort stehen muss.
Nach einer Rast auf der Wiese neben dem Wehr geht es wieder in die Boote und wir paddeln noch ein Stückchen durch die Waldschlucht, die sich bei Velichov langsam weitet. Hier geht das Ohře-Tal in eine offenere Hügellandschaft über. Ostern 2018 hatten unsere "Führungsboote" zur Übernachtung am "Vodácký kemp Vojkovice" angehalten. Diesmal wissen wir es besser und paddeln noch ein Stückchen weiter zum "Tábořiště Ve Mlýně". Dort können wir auf der Mühleninsel auf einer perfekten Wiese unsere Zelte aufbauen. Ein Pfau stolziert zwischen uns herum und sieht die Insel wohl als sein Revier an. In der urigen Mühlenschänke bekommen wir typisch tschechisches Essen.
Die Strecke für den Ostermontag haben wir etwas kürzer gewählt. Unterwegs wieder flotte Strömung, ab und zu ein paar kleine Schwälle, hier und da ein Kletterfelsen und jetzt deutlich mehr Besiedelung, auch die Straße und die Eisenbahn sind ins Tal zurückgekehrt. In Perštejn endet unsere Tour. Von dort können wir per Zug die Autos holen und nach einem gemeinsamen Abschiedsvesper ist die schöne Ostertour leider schon wieder zu Ende. Uns hat die Tour in der netten Gruppe super gefallen, also bekommt sie auch die passende Wertung: