Mitte Oktober 2024
Was wird das für ein Bericht? Geht es ums Paddeln, ums Wandern, Tourismus - oder was? Es wird alles dreies vorkommen und beinahe wäre auch noch eine Fahrradtour dabei gewesen...
Über den Nationalpark Kellerwald-Edersee hatte ich mal eine Dokumentation gesehen und mir gleich eine Notiz gemacht und in diesem Herbsturlaub passt er prima in unsere Reiseroute.
Wir kommen von Jagst und Main und halten erst noch am Taunuskamm an der Saalburg, einem wieder aufgebauten Römerkastell. Wer in der Gegend ist, sollte sich das unbedingt ansehen. Super interessant, wir bleiben so lange, dass wir uns bei der Weiterfahrt zur Eder spontan entscheiden, einen Zwischenstopp in Marburg an der Lahn zu machen.
Die Altstadt von Marburg und das Landgrafenschloss hoch über der Stadt sind ebenfalls sehr sehenswert. Wir haben Glück und bekommen noch Platz in der kleinen, urigen Ratsschänke für ein leckeres Abendessen - noch eine Empfehlung. 🙂 Die Lahn hat gerade leichtes Hochwasser, sieht aber so aus, dass wir sie in diesem Abschnitt wohl auch irgendwann einmal paddeln müssen.
Bei passendem Pegel kann man die Eder ab Frankenberg paddeln, passt diesmal aber nicht. Wir sehen uns das zehntürmige historische Fachwerkrathaus in Frankenberg an - was man früher alles so schönes bauen konnte!
Am Edersee suchen wir uns das erste "Basislager" auf der Halbinsel Scheid am Nordufer. Es ist Nachsaison und es gibt reichlich Platz auf den Campingplätzen, die im Sommer rappelvoll sind. Dann steht auch das Wasser zehn Meter höher als jetzt im Herbst. Die Liebesinsel ist nun gar keine Insel, sondern nur ein felsiger Hügel auf dem Ufergeröll. Das ist aber ganz normaler Jahreslauf und auch die Fahrgastschiffe haben variable Anleger und sind problemlos unterwegs.
Wir wollen zuerst mal gar nicht aufs Wasser. Um den Edersee und durch den Kellerwald verläuft der Urwaldsteig, der das Weltnaturerbe für Wanderer erschließt. Wir haben uns einen Teil davon, den Knorreichenstieg, für eine Tageswanderung herausgesucht. Wir können direkt auf der Scheid starten, wandern zuerst über Basdorf zur Asel Bucht. Dort beginnt der Knorreichenstieg, der als schmaler Pfad zwischen Buchen und knorrigen Eichen den steilen Hang entlang zieht. An die Hünselburg erinnert nur noch eine Infotafel. Nur am Fuße des Lindenbergs können wir hinab zum Wasser gehen, dort gibt es einen schönen Rastplatz. Weiter bergauf und -ab den Hang entlang. Obwohl es schon Mitte Oktober ist, lassen die Herbstfarben noch auf sich warten. Das sieht hier bestimmt schon bald richtig bunt aus.
Den See bekommt man vom Knorreichenstieg aus seltener zu sehen, als wir vermutet haben, das Laub des Mischwaldes ist ziemlich dicht. Die Schöne Aussicht auf der Kahlen Haardt macht dann aber ihrem Namen alle Ehre. Danach geht es auf einem breiteren Waldweg wieder hinab zur Halbinsel Scheid und die Runde schließt sich. Die ca. 18 km Wanderrunde mit einigen Höhenmetern haben sich wirklich gelohnt, also dafür
Aber: Verpflegung nicht vergessen!
Am nächsten Tag sind wir per Auto unterwegs. Wir sehen uns die Staumauer an, wandern zu den Bilsteinklippen und lassen bei Bad Wildungen Drachen steigen. Und die Einsatzstelle in die Eder unterhalb der Staustufen erkunden wir gleich mit.
Am Geburtstag unternehmen wir einen besonderen Ausflug: nachmittags paddeln wir zur Waldecker Bucht. Dort ziehen wir uns etwas schicker an, deponieren das Boot und steigen hoch zur Burg Waldeck. Im noblen Hotelrestaurant essen wir lecker zu Abend mit tollem Blick auf den Edersee. Danach laufen wir wieder hinunter zum Boot und paddeln mit Mondlicht und GPS zurück zu unserem Campingplatz. Ein Geburtstagsabend, an den man sich immer erinnern kann.
Tags darauf paddeln wir den See "aufwärts" bis zu der Stelle, wo die Strömung der Eder zu spüren ist. Der Anfang des Stausees verändert sich auch mit dem Füllstand. Der langgestreckte See windet sich in einigen Kurven und erinnert ein bisschen an einen Fjord. Neben dem dichten Mischwald kann man an den Ufern ganz viel Geologie entdecken. Sehr interessant. Hin und zurück werden es von der Scheid bist zum Seebeginn über 20 Kilometer Paddeltour.
Da wir gerade so schön eingepaddelt sind, geht es danach gleich auf dem Wasser weiter. Der Affolderner See unterhalb der Talsperre ist ganzjährig gesperrt. Danach gibt es neben der Brücke bei Affoldern eine gut ausgebaute Kanu-Einsatzstelle. Der Pegel der Eder dort hängt nun von der Wasserabgabe des Stausees ab. Dem Ufer nach zu urteilen, scheinen wir einen durchschnittlichen Pegel zu haben.
Bis zur Mündung in die Weser ergeben sich jetzt noch zwei gemütliche Tagesetappen. Wir haben wieder die Falträder im Boot dabei und können so bequem auf dem Ederradweg zurück radeln, um das Auto nachzuholen. Die Eder fließt dort durch eine Auenlandschaft, unterbrochen wird die Tour durch ein paar Wehre und Sohlgleiten, die einfach zu umtragen sind. Ein Ausflug ins historische Stadtzentrum von Fritzlar mit Dom und historischem Rathaus lohnt sich unbedingt.
Wegen des gesperrten Abschnitts unterhalb der Staumauer ist die Eder als Fluss zum Wanderpaddeln nicht gut geeignet. Für die sehr unterschiedlichen Landschaften im Stausee und in der Flussaue geben wir der Eder trotzdem eine gute Wertung:
Und was war das mit der Fahrradtour am Anfang? Stimmt, die hatten wir auch noch vorbereitet: Von Korbach über Sachsenhausen nach Affoldern, weiter über Gellershausen nach Frankenau, ab Schmittlotheim an der Eder entlang und dann durchs Ittertal zurück nach Korbach. Eine ca. 77 km lange Tagestour mit nur mäßigen Steigungen, ein Teil davon auf ehemaligem Bahndamm. Da wir aber in diesem Urlaub noch durch den Hainich wandern wollen, verschwindet dieser Plan erst mal in der Schublade, bis wir mal wieder in der schönen Gegend sind.