November 2018
Seit mehreren Jahren fahren wir als unser Tourenboot einen Faltkanadier Ally Tour 16.5. Vorher hatten wir einen Ally Challenger, auch ein sehr gutes Boot.
Hier will ich mal kurz zusammenfassen, welche Erweiterungen/Verbesserungen sich über die Jahre herauskristallisiert haben.
Wenn man einen Faltkanadier auf Kleinflüssen benutzt und nicht nur auf Seen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, über die gesamte Länge einen Kielstreifen auf den Bootsboden zu kleben. Aber besonders im Bug- und Heckbereich ist die Beanspruchung gelegentlich noch stärker, dort empfehlen sich zusätzliche Verstärkungen. Es kann auch passieren, dass die irgendwann mal "durch" sind, dann kann man einen neuen Streifen aufkleben, ohne dass die Bootshaut darunter Schaden genommen hat.
Als Regenschutz und auch, um das Gepäck im Boot bei einem "Landgang" vor neugierigen Blicken und einfachem Zugriff zu schützen, haben wir eine Persenning nachgerüstet. Die kann man direkt von Ally kaufen. Auf den Fotos hier ist allerdings ein selbst genähtes Verdeck zu sehen, das wir heute verwenden, darauf komme ich später zurück. Zur Befestigung der Original-Persenning muss man seitlich Laschen aufkleben, durch die eine dicke Gummischnur gefädelt wird. Mit dieser Schnur wird das Verdeck per Haken befestigt.
Mit oder ohne Persenning ist es sinnvoll, auch an den Seiten in Höhe der breitesten Stelle (obere Längsspanten) einen zusätzlichen Schutzstreifen aufzukleben, um Beschädigungen an rauen Anlegestellen oder in Bootsgassen zu vermeiden. Falls man auch die Laschen für das Verdeck aufklebt, dann ist es sinnvoll den Schutzstreifen erst nach den Laschen aufzukleben. Zum Kleben verwendet man einen PVC-Kleber, bei uns hat sich der Teichfolienkleber bewährt, den man im Dehner Gartenmarkt bekommen kann. Die normalen Fläschchen haben im Deckel einen Pinsel integriert, mit dem man den Kleber sehr gut auftragen kann.
Das Ally-Verdeck hat in drei Luken jeweils einen großen Kunststoffring eingearbeitet, über den man Spritzschürzen für die Paddler oder über die Mittelluke einen "Deckel" ziehen kann. Ich hatte zwei zusätzliche Deckel genäht, um auch die anderen Luken flach verschließen zu können, für die Lagerung des Bootes im Regen über Nacht und auch zum Transport auf dem Autodach. Die Ringe in den Luken machen das Verdeck von Ally aber auch sehr sperrig beim Transport.
Je nach Situation kann man einen Kanadier sitzend oder kniend Paddeln. Beim Knien stört allerdings das Aluminiumgestänge innen etwas und man kann seine Knieposition nicht frei wählen. Deshalb legen wir zwei dickere Evazote-Blockkissen ins Boot, darüber kommt eine geschlossenzellige einfache Isomatte, die entsprechend zugeschnitten ist. (Die Evazote-Kissen sind auf Tour sehr beliebt als Sitzkissen, Kälteschutz, zum Fächeln beim Start des Lagerfeuers usw.) Damit die Matten nicht verrutschten und man beim Hinknien nicht so leicht an der Matte hängenbleibt, habe ich ein paar Gestängehaken von einem alten Zelt an elastische Gurte genäht. Die Haken werden ins Gestänge eingehängt und halten die Matten zuverlässig.
Wenn sich das Boot bei wilderen Stellen im Wasser etwas verwindet, kann es vorkommen, dass die Alustange des Kielspants aus den Halterungen zur Seite rutscht. Das ist zwar nicht sonderlich dramatisch, man sieht es aber nicht, wenn mehr Gepäck im Boot liegt oder eine Persenning verwendet wird. Um das Herausrutschen von Vornherein zu verhindern, sichern wir die Verbindungsstellen mit Klettbandstreifen. Die gibt es z.B. als wiederverwendbare Kabelbinder zu kaufen.
Zum Festbinden des Bootes und zum Treideln verwenden wir Reepschnur, die an den Querspanten der Sitze eingebunden wird. Die Schnur sollte nicht zu dünn sein, damit sie beim Treideln nicht in die Hände einschneidet, wenn das Boot durch stärkere Strömung geführt wird.
Wenn wir das Boot unbeaufsichtigt liegen lassen wollen, dann sichern wir es bei Bedarf mit einem Stahlkabel von Abus und einem passenden Vorhängeschloss. Das Kabel kann man durch einen Querspant und zwischen einem Längsspant und der Bodenmatte hindurchführen und mit seiner Länge von 185 cm kommt man auch gut um einen mitteldicken Baum. Das verhindert natürlich keinen Diebstahl, erschwert ihn aber deutlich.
Für Küchenutensilien und Verpflegung verwenden wir bei längeren Touren eine Alubox (Zarges-Box 40702, 600x400x340mm). Die Kiste passt nicht nur perfekt zwischen zwei Spanten in der Bootsmitte, sie schützt ihren Inhalt sehr gut und man kann auch prima darauf sitzen.
Für längere Bootstransporte verwenden wir einen Bootswagen von Eckla. Damit der Bootswagen bei Unebenheiten nicht so einfach unterm Boot wegrutscht, habe ich zwei geteilte Gurtbänder nachgerüstet, die über verstellbare Blitzverschlüsse geschlossen werden.
Jetzt zurück zur selbstgenähten Persenning. Die Persenning von Ally war durch lange Nutzung an einer Seite regelrecht "durchgepaddelt"; beim Paddeln kommt man nicht selten an den Süllrand oder stützt sich bei einigen Paddelschlägen direkt dort ab. Der Stoff der Persenning war inzwischen auch schon sehr ausgeblichen und etwas spröde, also musste eine neue Persenning her. Nachdem ich inzwischen auch ein paar Zelte genäht hatte, hatte ich keine Scheu ein Bootsverdeck selbst zu nähen. Und warum sollte es nicht etwas besser werden, als das Original?
Als Stoff verwendete ich PU-beschichtetes Nylon (210den, 130g/qm). Der Stoff ist wasserdicht (über 5000mm), abriebfest und lässt sich sehr gut verarbeiten. An den Kanten, wo man mit dem Paddel Kontakt hat, habe ich Verstärkungen aus Cordura (500den, PU-beschichtet, 240g/qm) aufgenäht. Die Kante, an der auch die Befestigungshaken eingenietet sind, hab ich mit einem 20 mm Gurtband verstärkt.
Die nicht besonders praktischen, kreisförmigen Luken des Originals habe ich nicht kopiert. Stattdessen hab ich Öffnungen mit unterschiedlichen Formen eingebaut, je nach Platzbedarf im Boot. Endlich behindert der Ring nicht mehr beim Ein-und Aussteigen und man kann sich viel bequemer im Boot bewegen, als mit den runden Luken. In den Verdeckstoff hab ich wasserdichte Reißverschlüsse eingenäht, so dass die Luken schnell und einfach geöffnet und verschlossen werden können und es sind keine separaten Deckel mehr nötig. Die Reißverschlüsse bekamen jeweils zwei gegenläufige Schieber, dadurch können auch bei verschlossener Luke die Treidel- oder Festmacherleinen oder das Schloss hindurchgeführt werden. Damit sich bei Starkregen im Verdeck in der Mitte keine große Pfütze bildet, wird es an zwei Stellen durch schmale Aluminiumstreifen gestützt. Diese "Brücken" liegen seitlich auf dem Süllrand auf und finden an der Persenning von innen per Klettband Halt.
Gegen Regen und Spritzwasser gibt es Spritzschürzen, die per Klettband am Verdeck befestigt werden können (Flauschband am Verdeck, Hakenband an der Schürze). Die Schürzen haben vorn mittig einen wasserdichten Reißverschluss. Im oberen Bund ist ein Gurtband eingenäht, das man über einen verstellbaren Blitzverschluss schließen kann. Aus Sicherheitsgründen ist ein Teil des eingenähten Bandes elastisch, so dass man bei einer eventuellen Kenterung problemlos hinausschlüpfen kann. Wir haben das Verdeck mit Spritzschürzen schon bei mehreren heftigen Regengüssen eingesetzt. Im Boot blieb alles vollständig trocken, anders als beim Original-Verdeck, wo vor allem hinter den Paddlern direkt an den Ringen das Wasser hineinlaufen kann, weil dort eine Lücke ist.
Die Aluminiumstreifen der Stützbrücken sind ehemalige Rückenverstärkungen von größeren Rucksäcken. Das gesamte andere Material kam von extremtextil.de.
Auf Bundeswasserstraßen gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Kleinfahrzeuge. (Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung: "Der Name ist auf beiden Außenseiten des Kleinfahrzeugs in gut lesbaren mindestens 10 cm hohen lateinischen Schriftzeichen anzubringen".) Da ich eine haltbare Beschriftung haben wollte, die auch noch hübsch aussieht, habe ich in einer Stickerei den Schriftzug auf Stücke des Verdeckstoffs maschinell aufsticken lassen und den zurechtgeschnittenen Schriftzug dann auf das Verdeck aufgenäht. Finde, das sieht ganz gut aus.