30. April + Pfingsten 2015
Wenn man den Albtrauf erwähnt, erntet man häufig unverständliche Blicke. Dabei sind viele schon zwischen Stuttgart und München die Geislinger Steige hoch- oder runter gefahren, ohne dabei den Reiz dieser besonderen Landschaft wahrnehmen zu können.
Der Albtrauf ist die nordwestliche Abbruchkante der Schwäbischen Alb, die von der Donau aus relativ sanft ansteigt, um dann am Albtrauf plötzlich mit einer ca. 400 m hohen Felskante ins Vorland abzubrechen. Wie bei einer Steilküste oder einem Canyon ist diese Abbruchkante sehr zerklüftet und hat viele kleine Seitentäler und so schlängelt sich der Albtrauf-Wanderweg (Schwäbische- Alb-Nordrand-Weg HW1) über 365 km von Donauwörth nach Tuttlingen. Der Albtrauf-Wanderweg verläuft nicht immer oben auf dem Albtrauf, sondern führt auch immer wieder durch Ortschaften in den Seitentälern, so dass man bei einer Wanderung dort auch einige Höhenmeter zu überwinden hat.
Neben ihrem landschaftlichen Reiz ist die Gegend auch historisch und geologisch sehr interessant. Im Vorland sind viele Kerne von ehemaligen Vulkanen als Hügel und Berge erhalten, auf denen sich, wie am Albtrauf selbst, häufig Burgen oder deren Ruinen befinden.
Wir waren das erste Mal am Albtrauf während unserer Wanderung durch Albuch und Steinheimer Becken und das hatte uns so gut gefallen, dass wir uns einen weiteren Abschnitt des Weges für eine 4-Tages-Wanderung herausgesucht hatten. Der Albtrauf-Wanderweg wird seit über 100 Jahren vom Schwäbischen Albverein gepflegt. Dazu gehören Bänke, Rastplätze, Grillplätze, Aussichtstürme und auch Übernachtungsmöglichkeiten wie das Wanderheim auf der Burg Teck.
Wir wollten auch gern auf der Burg Teck übernachten; für die anderen 2 geplanten Nächte hatten wir das Zelt dabei. Zurückfahren wollten wir mit den "Öffentlichen". Deshalb ließen wir das Auto in Kirchheim unter Teck stehen und fuhren per Bus nach Weilheim. Dort startete die Wanderung "zum Aufwärmen" mit dem Aufstieg auf die Limburg: schon mal die ersten 200 Höhenmeter auf und ab. Durch das Zipfelbachtal stiegen wir danach hinauf auf den Albtrauf, weitere 400 Höhenmeter. Immer wieder kam das Tagesziel in Sicht, aber es ging noch ein paar mal auf und ab, so dass wir nach den 18 km und über 1000 Höhenmetern ziemlich geschafft und hungrig an der Burg Teck ankamen. Essen und Übernachtung waren preiswert und gut und nach einer kurzen Runde über die Burg im einsetzenden Regen lagen wir ziemlich früh in Morpheus Armen.
Am nächsten Morgen hatte sich der Dauerregen an der Staukante Albtrauf festgesetzt. Ursprünglich wollten Rike&Andy ab Owen (sprich: Auen) zusammen mit uns weiter wandern, aber nach einem kurzen Telefonat einigten wir uns, die Tour zu verschieben. So ging es dann erst zu Pfingsten weiter. Diesmal schummelten wir ein bisschen mit unseren Autos, so dass wir nur noch mit kleinem Tagesgepäck unterwegs waren, kamen am Ende aber auch bis zum Schönbergturm, der "Unterhose", bei Pfullingen, von wo wir ursprünglich mit Bus und Zug zurück nach Kirchheim fahren wollten.
Und dort konnten wir endlich auch herausbekommen, warum dieser Aussichtsturm solch eine merkwürdige Form hat: weder beim Auf- noch beim Abstieg kam uns auf der Treppe jemand entgegen. 🙂
Vielleicht haben wir gerade das Sahnestück des Weges erwischt, aber diese Wanderung können wir, gerade im Frühling, nur in höchsten Tönen loben und rundum weiterempfehlen. Für lange Wochenenden sollte man die Unterkünfte allerdings frühzeitig buchen, auf der Burg Teck gab es schon Reservierungen für das nächste Jahr.