Hintere Sächsische Schweiz

Mitte August 2022

Familien­besuch in Dresden, ein guter Anlass, mal wieder im Elb­sand­stein­gebirge zu wandern. Wir über­nachten auf dem Camping­platz in Hinter­herms­dorf, in dieser Gegend waren wir schon ewig nicht mehr.

Wir wandern von Hinter­herms­dorf erst nach Norden zum Aussichts­turm auf dem Weifberg. Die Sicht ist zwar etwas diesig, in der Ferne sehen wir dennoch viele Steine liegen: Schramm­steine, Falken­stein, Papststein, Pfaffen­stein, Königstein und Lilien­stein sind alte Bekannte. Auch bei Bärenstein und Rauenstein waren wir klettern, als wir noch in Dresden wohnten. Achja, damals... 😉

Beim Blick über die beiden Trocken­täler Großer und Kleiner Zschand und hinüber zum Großen Winterberg fällt uns der Waldbrand ein, der dort vor ein paar Wochen für bundes­weite Schlag­zeilen sorgte. Die Lösch­kräfte haben tagelang mit den Flammen gekämpft. Der Elbpegel wurde von tschechischer Seite durch die Moldau-Kaskade angehoben, damit Hub­schrauber Lösch­wasser aus der Elbe entnehmen konnten.

Auch im Zschand­gebiet konnte die Einstufung als National­park die Fichten­bestände nicht vor Trocken­heit und Borken­käfer schützen. Die "toten" Flächen sind von oben gut zu erkennen. Ob es wirklich sinnvoll ist, das ehemalige Wirtschafts­holz nur umstürzen zu lassen? Borken­käfer­holz lässt sich für mehr verwenden als für Holz­pellets. Und man möchte sich nicht vorstellen, was passiert, wenn es hier mal zu einem Brand kommt. Lösch­wasser ist weit, weit weg und das Mikado der toten Stämme erschwert den Zugang zusätzlich. Wie war nochmal der ironische Spruch in der DDR? "Da werden die Genossen sich schon etwas dabei gedacht haben." 🙂 Ich bin nicht sicher.

Vom Weif­berg­turm wandern wir hinunter zum Heidel­bach­tal und schauen uns das Fichten-Elend von unten an. Auch die Nieder­mühle hat schon bessere Zeiten erlebt. An die ehemalige Aus­flugs­gast­stätte erinnern noch ein paar ver­blichene Preis­tafeln: "Bockwurst: 0,85 M". So günstig bekommt man die "Bowu" in der Rinden­hütte an der oberen Schleuse nicht mehr, aber immerhin hat der Imbiss offen und wir trinken ein Wanderbier zu sehr moderatem Preis.

Oberhalb der Kirnitzsch-Klamm führt auch ein Wanderweg, viel schöner ist es aber, sich touristisch im Kahn durch die Klamm fahren zu lassen. Der tschechische Boots­führer erklärt sehr nett die Gegend und wir erfahren auch, dass auf tschechischer Seite ein Teil der toten Fichten ab­trans­portiert wird. Das Schutz­gebiet ist zwar grenz­über­schreitend, aber schon der Begriff "National­park" verlangt ja, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht - wo kämen wir denn sonst hin? 😉

An der unteren Schleuse kraxeln wir steil bergauf. Durch eine Felskluft führen schmale Treppen. So etwas haben Susi und ich schon als Kinder geliebt. Wir wandern über einen bequemen Weg leicht bergauf zum Königs­platz. Dort hat man einen schönen Rund­um­blick über das Zschand­gebiet, wir erinnern uns an unsere Kletter­touren an der Wartburg und die heimliche Über­nachtung auf dem hinteren Raub­schloss - damals war das "Boofen" noch üblich und geduldet.

Der Rückweg nach Hinter­herms­dorf führt dann wieder durch den Wald. Die Buchen sehen recht gesund aus und auch die Kiefern scheinen mit den Bedingungen besser zurecht zu kommen. An der Hackkuppe haben wir einen letzten schönen Blick über Hinter­herms­dorf und bis zum Weifberg.

Das Restaurant "Buchen­park­halle" ist geschlossen, der "Gasthof zur Hoffnung" ist hoffnungs­los voll, aber im Gasthaus "Zum Wander­stübel" bekommen wir noch ein Plätzchen und ein leckeres Abendbrot.

Für die sterbenden Fichten kann die Wanderung nix, das hat der Mensch verbockt, deshalb bekommt die Runde von uns trotzdem

Vielleicht hat sich der Wald in ein paar Jahr­zehnten schon erholt, vielleicht wird der Mensch aber noch dümmer. Mal sehen... 😉